Werdegang
Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Hosemann eine Lehre als Buchbinderin und übte diese Tätigkeit bis zur Geburt ihres Sohnes im Jahr 1925 aus. Danach war sie zeitweise als Hausmeisterin tätig und arbeitete zwischen 1930 und 1935 zeitweise als Verkäuferin im Lebensmittelgeschäft Konsum.
Im Jahr 1913 trat Hosemann im Alter von 19 Jahren der SPD bei und wurde 1932 in Berlin-Lichtenberg zur Bezirksverordneten gewählt. Sie war im SPD-Vorstand sowie in der Jugend- und Wohlfahrtsarbeit tätig. 1919 wurde sie Mitglied der Arbeiterwohlfahrt und wirkte in der Weimarer Republik am Aufbau der Organisation in Berlin mit.
Sie heiratete 1920 den Kartolithographen Franz Hosemann, der ebenfalls SPD-Mitglied war. Bis 1933 war ihr Ehemann in der kulturellen Gewerkschaftsarbeit aktiv. Auch Erna Hosemann musste in diesem Jahr sämtliche Ämter niederlegen. Die AWO wurde von den Nationalsozialisten verboten.
Neuanfang in Fulda
Im März 1945 fuhr Erna Hosemann mit einer der letzten Eisenbahnverbindungen zu ihrem Sohn Erwin nach Fulda. Dieser lag dort seit Januar schwer verletzt im Lazarett. Nach dem Kriegsende und der Rückkehr ihres Mannes Franz aus der Kriegsgefangenschaft baute sich die Familie eine neue Heimat in Fulda auf. Die Familie wohnte zunächst am Luckenberg und zog später in die Von-Schildeck-Straße.
Neugründung der SPD
Im Oktober 1945 gehörten Erna und Franz Hosemann zu den Gründern der SPD in Fulda. Die Gründungsveranstaltung fand in der Gaststätte „Ballhaus“ in der Markstraße statt. Bis zu ihrem Tod bzw. Ausscheiden aus Altersgründen waren beide im Vorstand des Ortsvereins tätig. Zudem wurde Erna Hosemann 1946 in den Vorstand des Kreis- und Bezirksvorstand Hessen-Nord gewählt, dem sie bis 1973 angehörte. Nach der Kommunalwahl am 25. April 1948 gehörte sie anfangs als einzige Frau unter den acht sozialdemokratischen Stadtverordneten dem Stadtparlament an. Sie war im Sozialausschuss, in der Krankenhaus- und Sozialhilfedeputation und im Jugendwohlfahrtsausschuss tätig und engagierte sich vor allem in Sozial- und Frauenfragen. Bis zum 31. Oktober 1964 prägte Erna Hosemann als Stadtverordnete die Fuldaer Kommunalpolitik.
Gründung der AWO
Zusammen mit ihrem Mann gründete Erna Hosemann im Juni 1946 die Arbeiterwohlfahrt in Fulda, deren erste Vorsitzende für Fulda-Stadt und -Land sie 27 Jahre lang bis August 1973 war. Danach wurde sie zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Außerdem war Hosemann im Bezirksvorstand der Arbeiterwohlfahrt Hessen-Nord und im Bezirksausschuss aktiv. Besonders durch die Einrichtung von Nähstuben und Suppenküchen, die Verteilung von CARE-Paketen oder die Durchführung von Schulspeisungen half die AWO die Bevölkerung zu versorgen und die soziale Not in den Nachkriegsjahren zu lindern.
„Kurz nach dem Krieg war es schon eine Besonderheit, ein Fahrrad zu besitzen; mit einem Bezugsschein erhielt meine Schwiegermutter in Fulda so ein notwendiges Fahrzeug, denn wegen ihrer schweren Arthritis in den Knien, worunter sie sehr litt, waren längere Fußwege fast unmöglich. Also stieg Erna Hosemann, Vollblut-Sozialdemokratin aus Berlin durch die Kriegsereignisse nach Fulda verschlagen und selbstverständlich schon in der wieder gegründeten SPD tätig, aufs Fahrrad! Damit radelte sie dann zum ersten Büro der AWO am Peterstor.“
Erinnerungen von Ilse Hosemann, 1996
Aufgrund ihrer Initiative und ihres Engagements eröffnete die AWO 1965 das Altenheim im Fuldaer Stadtteil Ziehers-Nord, das den Namen „Erna-Hosemann-Haus“ trägt.
Frauenrechte
Erna Hosemann gehörte dem überparteilichen Frauenkreis Fulda an und war auch im überregionalen Dachverband dieser Organisation, dem Frauen-Verband Hessen, aktiv, von 1954 bis 1958 im engeren Vorstand und danach im erweiterten Vorstand. Unter anderem nahm sie 1951 zusammen mit der Kasseler Juristin Elisabeth Selbert und Marie Juchacz an einer SPD-Frauenkonferenz in Fulda teil.
Am 16. Mai 1974 starb Hosemann in Langen bei Frankfurt am Main, wo sie seit 1973 bei ihrer Familie lebte.
Ehrungen
Im Laufe ihres Lebens erhielt Erna Hosemann aufgrund ihres sozialen, politischen und ehrenamtlichen Engagements zahlreiche Ehrungen:
Verwendete Literatur und Quellen:
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