Die Aufnahme zeigt Johanna Kaesler-Jestädt aus der Gemeinde Künzell (links) 1948 mit ihren beiden Geschwistern, die Kleider aus Fallschirmseide tragen. Den Stoff aus der Fuldaer Textilfabrik Mehler hat ihre Mutter, eine gelernte Schneiderin, nach Kriegsende im Tauschhandel erworben und umgenäht. Die Familie besitzt eine Bäckerei im Harbacher Weg in Künzell.
Im Haus der Familie lebt auch Tante Luise, die während des Zweiten Weltkrieges bei der Firma Mehler dienstverpflichtet ist. In dieser Zeit näht sie aus alten Mehlsäcken der Bäckerei und Garn der Firma Mehler eine Decke, die sie mit Zwiebelschalen einfärbt. Bis zur Rückkehr ihres Mannes aus russischer Kriegsgefangenschaft Ende der 1940er Jahre wird die Decke als Überwurf auf dem Chaiselongue der Familie verwendet.
Die Objekte sind ein Neuzugang für die kultur- und stadtgeschichtliche Sammlung des Vonderau Museums und wurden im Juli 2020 als Schenkung im Rahmen des Dokumentationsprojekts „Fulda erzählt“ übergeben. Dabei berichten Fuldaerinnen und Fuldaer von ihren persönlichen Erinnerungen an historische Ereignisse und Themen der Stadt und Region vom Zweiten Weltkrieg bis heute.
Auch die Industrie stellt in der Nachkriegszeit nützliche Güter des täglichen Bedarfs her. Die Fuldaer Emaillierwerke produzieren aus Kriegsprodukten wie Wehrmachtshelmen oder Gasmaskendosen Küchengeräte und Haushaltswaren etwa Kannen oder Küchensiebe für die zivile Nutzung. Letztere sind gerade in der Jubiläumsausstellung „Als die Demokratie zurückkam – 75 Jahre Verfassung in Hessen und Fulda“ noch bis 9. Januar 2021 im Vonderau Museum zu sehen. Mehr Informationen unter www.fulda.de/75jahreverfassung
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